Total cost of ownership, schematisch dargestellt

TCO-ANALYSE AM BEISPIEL EINES ONLINE-SHOPS

Oliver Haakert, Geschäftsführer Cloud Mates, 22.07.2021

Um unsere Vorgehensweise bei der TCO-Berechnung greifbar zu machen, beschreiben wir Cloud Mates in diesem Artikel eine TCO-Analyse am Beispiel eines Online-Shops. Dabei vergleichen wir die wichtigsten Kostenblöcke: Welche TCO-Kosten fallen beim Hosting einer On Premises-Lösung an? In welchem Bereich ist der TCO für eine Public Cloud-Lösung gleich – und wo liegen die relevanten Unterschiede?


SO SIEHT UNSER BEISPIEL-SHOP FÜR DIE TCO-ANALYSE AUS

Für unsere beispielhafte TCO-Analyse sehen wir uns den B2C Online-Shop eines mittelständischen Unternehmens an. Obwohl Shop-Systeme häufig eingesetzte Applikationen sind, bringt ihr Betrieb doch so manche Herausforderung mit sich: die benötigte Rechenleistung variiert üblicherweise stark, Wartungs- und Ausfallzeiten sollen minimiert und Compliance-Anforderungen müssen eingehalten werden. Aufgrund dieser vielseitigen Ansprüche fallen entsprechend auch verschiedenerlei Kosten an, anhand derer wir Cloud Mates in diesem Beispiel die Komplexität einer TCO-Betrachtung veranschaulichen wollen.

KOSTENAUFWAND VOR UND NACH DEM PROJEKT

Bei jeder unserer TCO-Analysen – so auch bei der für unseren Beispiel-Shop – berücksichtigen wir auch Kosten, die vor Projektstart und nach Projektende anfallen. Dabei stellen wir fest, dass der Aufwand für die Bedarfsanalyse und Produktauswahl einer Shop-Software bei beiden Hosting-Varianten vor Projektbeginn ähnlich ausfällt. 

Allerdings ist der Rückbau nach Ende eines IT-Projekts bei der Public Cloud-Lösung kostengünstiger: anstatt Server zu entsorgen und Verträge zu kündigen, wird die Shop-Plattform dank Infrastructure as Code (IaC) mit wenigen Klicks gelöscht. Außerdem entstehen beim Cloud-Computing keine Kündigungsgebühren – selbst wenn Sie ein Projekt vorzeitig beenden. Denn bei AWS und Co. gibt es keine vertraglich vereinbarte Laufzeit.

TCO-ANALYSE VON HOSTING ON-PREM VS. PUBLIC CLOUD-SERVICES

Wie bereits im Artikel „TCO-Berechnung von IT-Projekten: Langfristig Kosten sparen” beschrieben, unterscheiden wir bei einer TCO-Analyse zwischen direkten und indirekten Kosten:

DIREKTE KOSTEN

  • IT-Infrastruktur (Rechenzentrum, Hardware, Lizenzen “On-Prem” / “Consumption” in der Public Cloud)
  • operativer Betrieb: Personalkosten
  • Verwaltung: Asset-Management, Verträge, Budget, Weiterbildungskosten für IT-Personal und Endanwender etc.


INDIREKTE KOSTEN

  • Endanwender-Aktivitäten
  • Folgekosten geplanter (und ungeplanter „OnPrem”) Ausfallzeiten: Personalkosten, Kosten für entgangene Geschäftstätigkeiten


Indirekte wie auch direkte Kosten können bei der TCO-Kostenberechnung je nach IT-Projekt extrem voneinander abweichen. Das hat bei den beiden Kostenarten unterschiedliche Gründe.

DIREKTE KOSTEN IM TCO ANALYSE-BEISPIEL

Entscheidend für die direkten IT-Kosten ist vor allem der Ressourcenbedarf der jeweiligen Hosting-Lösung:

  • Bei unserem Beispiel-Shop variiert der Bedarf an IT-Ressourcen stark: mittags und abends greifen viel mehr Kunden auf den Shop zu, als morgens oder nachts. Besonders das Weihnachtsgeschäft und bestimmte Marketingaktionen lassen die Last in die Höhe schnellen. Schnell wird in diesem Szenario die Flexibilität einer Public-Cloud-Lösung interessant. Das zeigt auch eine TCO-Analyse des Beispiel-Shops.
    Denn beim Cloud-Hosting werden die Ressourcen nicht auf Vorrat zur Verfügung gestellt. Stattdessen kann ein Autoscaling in Minutenschnelle reagieren und die Ressourcen des Beispiel-Shops anpassen. Eine TCO-Analyse des Beispiel-Shops würde daher bestätigen, dass die Kosten in etwa proportional zur Anzahl der getätigten Transaktionen steigen oder sinken.
  • Bei einem über Tag, Woche und Jahr konstant hohen Bedarf an IT-Ressourcen ist es hingegen möglicherweise günstiger, eine eigene Hosting-Infrastruktur zu betreiben. Denn On Premises-Hosting bietet immer gleich große Kapazitäten zum festen Preis, während Amazon Web Services und andere Anbieter von Cloud Computing sich die Flexibilität ihrer Dienste entsprechend vergüten lassen.


Für die TCO-Analyse unseres Beispiel-Shops sehen wir uns die Kosten a) im operativen Betrieb und b) die Verwaltungskosten für beide Hosting-Szenarien an.

A) DIREKTE KOSTEN IM OPERATIVEN BETRIEB

Online-Shops benötigen regelmäßige Updates, zuverlässige Backups, ein kontinuierliches Monitoring und 24/7-Support. Diese sogenannten Managed Services fallen sowohl bei selbst-gehosteten als auch bei Cloud-Lösungen an. Entsprechend wirken sie sich in beiden Hosting-Szenarien bei einer TCO-Betrachtung in etwa gleich aus.

Allerdings kann die Public Cloud bei einer TCO-Analyse mit einigen eingesparten Kosten im operativen Betrieb punkten:

  • Um die Infrastruktur unterhalb des Betriebssystems (also Rechenzentrum, Netzwerk, Hardware etc.) kümmert sich der Cloud-Anbieter. Bei AWS nennt sich diese Aufgabenverteilung das Modell der gemeinsamen Verantwortung („Shared Responsibility”). Damit wird das IT-Team des Beispiel-Shops entlastet und die Personalkosten sinken.
  • Die Public Cloud stellt zentrale Dienste wie Monitoring (Amazon CloudWatch), Rechteverwaltung (AWS IAM) oder Protokollierung (AWS CloudTrail) zur Verfügung. Das erleichtert Governance, Compliance und Risk-Management des Beispiel-Shops im Unternehmen und senkt Verwaltungskosten.
  • Viele Dienste wie Datenbanken, WAFs, oder CDN können in der Public Cloud als Service genutzt werden. Damit entfällt ein großer Teil des sonst notwendigen Managements. Entsprechend fallen diese Kosten bei einer TCO-Analyse für einen in der Cloud gehosteten Beispiel-Shop geringer aus.


B) DIREKTE KOSTEN IN DER VERWALTUNG

Natürlich schlagen bei einer TCO-Analyse auch Verwaltungskosten für den Betrieb des Beispiel-Shops zu Buche. Dazu gehören u. a. Schulungen von IT-Teams und Endanwendern. Entsprechend hängt der Aufwand hierbei mehr von der gewählten Shop-Software ab, als von der Hosting-Lösung. 

Jedoch fällt der Aufwand für das Controlling und Provider-Management des Beispiel-Shops bei einem Hosting in der Public Cloud deutlich geringer aus: bei der Cloud-Lösung gibt es wesentlich weniger externe Dienstleister.  Bei unserer TCO-Betrachtung schneidet die Cloud-Lösung also auch was die Verwaltungskosten angeht besser ab.

INDIREKTE KOSTEN IM TCO ANALYSE-BEISPIEL

Entscheidend für die indirekten Kosten ist in erster Linie sind a) die gewählte Hosting-Lösung und b) die Auswahl der Shop-Software. Bei der TCO-Analyse unseres Beispiel-Shops sehen wir uns die Ausfallzeiten und Endanwender-Aktivitäten im jeweiligen Hosting-Szenario an.

A) INDIREKTE KOSTEN BEI AUSFALLZEITEN

GEPLANTE AUSFALLZEITEN

… gibt es bei den großen Public-Cloud-Anbietern wie Amazon AWS, Azure oder der Google Cloud Platform praktisch nicht. Denn diese Anbieter bauen ihre Services grundsätzlich redundant auf. In der Regel wird Software für den Einsatz in der Cloud in der DevOps-Methode weiterentwickelt: dabei sorgen sorgen Software-Entwicklung und Betrieb in enger Zusammenarbeit dafür, dass über eine zugehörige CI/CD-Pipeline das neue Shop-Feature ohne Ausfallzeiten in Betrieb genommen werden kann. Hinweise wie „Unser Online-Shop ist wegen Wartungsarbeiten von… bis… leider nicht erreichbar” gehören somit der Vergangenheit an.

Bei einer On Prem-Lösung hingegen ist ein Betrieb ohne geplante Ausfallzeiten zwar möglich, allerdings nur mit einem größeren Aufwand. Entsprechend schlagen sich die höheren Kosten für dieses Hosting-Szenario in der TCO-Analyse für unser Beispiel nieder.

UNGEPLANTE AUSFALLZEITEN

… unterscheiden wir Cloud Mates [Verlinkung (intern): Über uns] bei einer TCO-Analyse in folgende Fälle:

  • Wenn die Anwendung, in unserem Beispiel die Shop-Software, aufgrund eines Programmierfehlers spontan ihren Dienst einstellt, ist ein Betrieb in der Public Cloud davon genauso betroffen, wie eine On Premises-Lösung.
  • Eine Überlastung des Systems durch unerwartet viele Kundenanfragen stellt im klassischen Hosting eine häufige Ursache für ungeplante Ausfälle dar. Wird unser Beispiel-Shop jedoch in der Public Cloud gehostet, kann eine Plattform dort leichter redundant und skalierbar aufgebaut werden. So ist der Online-Shop vor dem sogenannten Slashdot- bzw. Heise-Effekt geschützt. Entsprechend fällt die TCO-Analyse in diesem Punk zugunsten von Cloud Computing aus.
  • Und was passiert, wenn AWS & Co. ausfallen? Die einfache Antwort: Das kommt nahezu nie vor. Sollte es tatsächlich einmal zu Service-Einschränkungen kommen, sind die Kunden der Public Cloud-Anbieter per SLA geschützt und erhalten entsprechende Gutschriften. Dieser Fakt wirkt sich in unserer TCO-Analyse positiv für das Cloud-Hosting aus.


B) INDIREKTE KOSTEN FÜR ENDANWENDER-AKTIVITÄTEN

Wie aufwendig die Pflege der Artikel, die Bearbeitung von Bestellungen und der Kundensupport bei unserem Beispiel-Shop ist, hängt von der gewählten Shop-Software ab und nicht von der Art des Hostings. Entsprechend sind die Kosten für eine On Prem- und eine Public Cloud-Lösung hier in etwa gleich.

DAS CLOUD MATES-FAZIT ZUM TCO ANALYSE-BEISPIEL FÜR EINEN ONLINE-SHOP

Insgesamt können wir Cloud Mates festhalten: 

  • je dynamischer das Lastverhalten von Anwendungen ist und je mehr Flexibilität sich ein Unternehmen für seine Applikationen wünscht, desto eher rechnet sich eine Cloud Hosting-Lösung.
  • je stabiler das Lastverhalten der Anwendung und je gleichbleibender die Anwendungsfälle, desto eher ist eine On Prem-Lösung die richtige Wahl für Ihr IT-Projekt.


GERNE FÜHREN WIR CLOUD MATES EINE INDIVIDUELLE TCO-ANALYSE FÜR IHR IT-PROJEKT DURCH UND BERATEN SIE ZU ALLEN WEITERFÜHRENDEN THEMEN!