Symbolbild: Cloud Strategie

Cloud Strategie für Unternehmen ≠ Technologie

Maurice Kemmann, Geschäftsführer Cloud Mates, 12.08.2020
 

Auf dem Weg zum Cloud-Computing ist es wichtig, dass Unternehmen die IT-Konzepte der Vergangenheit neu denken. Warum? Weil Cloud für Unternehmen in erster Linie Strategie ist – und erst in zweiter Linie eine neue Technologie. Diese These stellt Cloud Mates-Geschäftsführer Maurice Kemman im Podcast auf. Hören Sie rein!

“Cloud ist eine Strategie, keine Technologie.”

Sich stetig ändernde Business-Anforderungen setzen insbesondere die Unternehmens-IT im Mittelstand unter Druck. Gleichzeitig entwickelt sich Public Cloud-Computing vom Hype zu einem festen Bestandteil des IT-Alltags. Im Podcast spricht Cloud Mate Maurice Kemmann mit Maurice Knopp, unabhängiger IT-Berater im Big Data-Umfeld, zum Thema Cloud-Strategie für Unternehmen. Dieses Format ist im Zusammenarbeit mit der skillbyte GmbH entstanden.

 

 

 

 

Cloud-Strategie für Unternehmen: Die Podcast-Folge zum nachlesen

Maurice Kemmann: Wir waren bei einem Kunden, der auch noch aktuell in der Betreuung ist. Da kamen wir an, und die waren überzeugt: Ja, Cloud, das ist das Meine. Das wollen wir machen, da wollen wir hin. Aber es ist noch keine Cloud-Strategie entwickelt worden. […] Ich glaube, da war eher mehr die Technik das Interessante. Und von daher ist wenig Fokus darauf. Und wie bei allen Projekten, und da kann man jetzt in die allgemeine Projektsteuerung gehen, wenn ich keinen Fokus habe, wenn ich mir keine Ziele setze, wenn das eher so schwammig ist – das geht schief. 

Maurice Knopp: Ich freue mich ganz besonders auf meinen Studiogast, der ebenfalls Maurice heißt. Maurice Kemmann von den Cloud Mates. Hallo Maurice! 

Maurice Kemmann: Hallihallo, schönen Abend.

Maurice Knopp: Ich freue mich sehr auf dieses Gespräch, weil mit dir habe ich ja wirklich ein Veteran in der Rechenzentrums-Planung, -Durchführung und -Betrieb heute hier mit ganz, ganz viel Erfahrung.

Maurice Kemmann: Ja, das kommt daher dass ich in 2000 angefangen habe mit Rechenzentren und Ähnlichem. Und mich darin ja 16, 17 Jahre bewegt habe und später auch nochmal. Also habe ich 13 Rechenzentren betreut und dabei so meinen Ausstieg gefunden. Und neuerdings sage ich: Rechenzentrum adé. Zumindest im physischen Sinne und widme mich den Clouds dieser Welt und vor allen Dingen AWS.

Maurice Knopp: Das ja auch in einem Rechenzentrum betrieben wird. Das ist ja ganz klar, das Public Cloud auch Rechenzentrum ist. Nur eben nicht das eigene.

Maurice Kemmann: Es ist kein Hands-on mehr, und ich muss keine Server mehr bestellen. Ich schreibe ein bisschen Code und hab dann plötzlich eine VM oder sowas. Es ist schon eine interessante Entwicklung. Ich sage mal generell, auch von der ganzen Automatisierung her, ich hätte das gerne früher in meinen eigenen Rechenzentren gehabt. Aber naja, wir waren halt immer etwas kleiner als ein AWS oder Microsoft oder Google.

Maurice Knopp: Ich glaube, das gilt für die meisten Rechenzentrums-Betreiber. Du hast dann ja einen direkten Einblick. Wie ist das denn von den Kosten für dich als Betreiber oder auch für die Endkunden, für die ihr ja Anwendungen oder Server gehostet habt? Würdest du sagen „Das ist überhaupt keine Frage, die Cloud ist immer günstiger!“? Oder muss man da abwägen?

Maurice Kemmann: Also wenn man auf die Cloud-Kosten schaut, da muss man schon sehr differenziert reinschauen.

Maurice Knopp: Okay?

Maurice Kemmann: Ich sag mal, wenn ich jetzt sehr weit bin auf dem Weg in die Cloud zu gehen, also alle Technologien, alles was hip ist nutze, habe ich ein sehr großes Einsparungspotenzial. Aber letzten Endes ist das ja nicht die Welt, in der wir uns bewegen. Außer es ist ein Startup und wir machen alles direkt für die Cloud-ready. Wenn Firmen ein eigenes Rechenzentrum haben oder irgendwo was in Co-Locations haben, dann sieht die Welt natürlich ein bisschen anders aus. Da ist nicht alles sofort Cloud-ready.

Maurice Knopp: Das heißt, eure Kunden sind sowieso so unterwegs, dass sie ein Bestands-Rechenzentrum haben und neue Services, neue Cloud-Services nach und nach dazunehmen?

Maurice Kemmann: Genau. Also eigentlich sind es tatsächlich Migrationskunden, die schon Vorteile sehen. Die für sich Benefits herausgearbeitet haben, aber eigentlich nicht so genau wissen „Wo fangen wir jetzt an?“. Weil einfach das Thema Cloud sehr vielschichtig ist. Ich sage mal: Ich persönlich bin jetzt mehr in der AWS-Welt. Allein AWS bietet 170+ Services an, auf die ich aufsetzen kann. Da selbst den Überblick zu behalten, ist für Unternehmen nicht so ganz einfach. Und den idealen Weg allein zu finden, ist auch nicht einfach. Es ist halt ein Prozess.

Und das ist so der Bereich, in dem wir uns dann tummeln, wo wir dann reinkommen, wo wir unterstützen und diese Migration letztendlich mit den Kunden angehen. Was uns auch so ein bisschen zu dem Thema des heutigen Gesprächs führt. Weil wir ja gesagt haben: Cloud ist eine Strategie, weniger Technologie.

Es ist natürlich auch eine Technologie. Aber für Unternehmen, die jetzt in die Cloud gehen wollen, ist es eher eine strategische Entscheidung.

Maurice Knopp: Weil es eben nicht nur um Outsourcing von Server-Hardware geht, sondern viel viel mehr durch dieses Service-Netzwerk, was ja um die einzelnen Cloud-Komponenten herum entsteht.

Maurice Kemmann: Genau. Den größten Fehler, den Unternehmen machen können, ist, dass sie versuchen ein klassisches Rechenzentrum eins zu eins in der Cloud abzubilden. Das ist dieses klassische „Lift and Shift“, sagt man da im Neudeutsch zu. Und ja, das heißt, ich habe da eine VM, und ich habe einen Server. Bilde ich das genauso mit den gleichen Specs wieder in der Cloud ab – und da muss man sagen, da komme ich wieder zurück auf die Kosten – das ist in aller Regel teurer. Weil ich ja in der Cloud solche Vorteile habe wie Pay-as-you-use, Pay-as-you-go. Also ich zahle das, was ich nutze.

Aber im Rechenzentrum hab ich ja immer so eine 24-Stunden-Nutzung auf die ganzen Specs, die ich reserviert habe. Wenn ich das eins zu eins in der Cloud mache, dann wird es einfach teurer, weil das ist nicht der Sinn hinter den klassischen Clouds.

Maurice Knopp: Ja, das hab ich bei der Anwendungsentwicklung auch schon bemerkt, dass sich dieses Paradigma etwas verschiebt. Früher haben Firmen gesagt: “Okay, die Datenbank ist eh da, da kann man Abfragen machen ohne Ende.” Und jetzt ist es schon so, dass man überlegt, „Mache ich deine Such-Query?“ Oder chunke ich sozusagen fünf Sekunden an Daten, mache dann einen Batch und schieb das dann auf einmal durch? Statt 5.000 Queries mache ich dann eine. Bei Anwendungen, die viel Datendurchsatz haben, kann das schon einen Unterschied machen für den Betrieb.

Maurice Kemmann: Genau. Es ist halt ein leichtes Umdenken. Es ist ja nicht so, dass das für technisch versierte Entwickler oder einen Administrator komplett neue Geschichten sind. Aber wenn ich mich als Unternehmen auf eine Cloud-Strategie einlasse, dann hab ich einfach gewisse Möglichkeiten und Optimierungsmöglichkeiten. Und die nutzt man nicht nur bei Datenbanken, das geht wirklich in alle Bereiche. […]